Was wäre denn die Alternative?

Gemäss „Sonntagszeitung“ vom 15. Oktober 2023 möchte Mitte-Nationalrätin Marianne Binder nicht nur die Hamas, sondern weitere islamistische Organisationen verbieten und begründet ihre Haltung damit, dass die Schweiz endlich ihre „gefährliche Naivität“ aufgeben müsse. FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann fordert die „Überprüfung aller Schutzmachtmandate“ und sagt, die Politik des „Miteinanderredens“ sei „gescheitert“. Selbst die ehemalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey findet, das Ziel einer Zweistaatenlösung hätte sich als „Utopie“ herausgestellt. Und die SVP wirft Jean-Daniel Ruch, dem früheren Sonderbeauftragten für den Mittleren Osten und Botschafter in Israel, vor, er hätte „gute Kontakte mit der Hamas gepflegt“.  Man gewinnt den Eindruck, als sei die ganze bisherige Nahostpolitik der Schweiz falsch gewesen. Und niemand scheint mehr auf so erfahrene Diplomaten wie Tim Guldimann zu hören, der davor warnt, bisherige Gesprächsfäden abzureissen, oder etwa auf Laurent Gautschel, Direktor des Friedensforschungsinstituts Swisspeace, für den es klar ist, dass man, wenn man in einem Konflikt vermitteln wolle, bereit sein müsse, mit allen Akteuren, die in diesem Konflikt eine wichtige Rolle spielen, zu sprechen. Es ist einfach, alles Bisherige abzulehnen oder gar zu verteufeln. Doch wurde noch von niemandem, der die bisherige Nahostpolitik der Schweiz kritisiert, ein eigener, besserer und konstruktiverer Vorschlag geäussert. Die gegenseitige Vernichtung bis zum bitteren Ende kann ja wohl nicht die Lösung sein.