Radio- und Fernsehgebühren halbieren?

Am 9. Oktober 2023 wird über die sozialen Medien ein Video verbreitet, in dem eine Kundgebung der Hamas in Zürich zu sehen ist. Die Empörung im Netz ist gross, auf den sozialen Medien wird das Video über eine Million Mal aufgerufen. Bis eine Recherche von SRF Investigativ ergibt, dass das Video gefälscht ist. Im Video ist eine Kundgebung zu sehen, die vor zwei Jahren in Zürich stattfand und nichts mit dem aktuellen Überfall der Hamas auf Israel zu tun hat. Entlarvt wurde das Video, weil die Uhrzeit auf dem Kirchturm nicht stimmt und die Länge des Schattenwurfs von Personen nicht der Jahreszeit entspricht. Ob wohl die Million Menschen, die das Video aufgerufen haben und ihrem Ärger über die Hamas freien Lauf liessen, in der Zwischenzeit erfahren haben, dass sie einer Falschinformation auf den Leim gegangen sind?

Am 10. Oktober berichtet der “Kassensturz” über eine Firma, die auf ihrer Webseite mit Fake-Bildern für ihre Angebote Werbung macht. Wer sich von der Firma eine Offerte machen lässt, bekommt kurz darauf, auch wenn er das Angebot nicht in Anspruch nimmt, eine Rechnung von 120 Franken für Bearbeitungsgebühren. Der “Kassensturz” interveniert: Eine Verrechnung von Bearbeitungsgebühren in dieser Höhe darf nicht bloss in den AGB erwähnt werden, sondern muss deutlich sichtbar auf der Webseite vermerkt sein. Die Intervention des “Kassensturz” hat sich gelohnt: Die Firma verzichtet zukünftig auf die Verrechnung von Bearbeitungsgebühren und hat die Fake-Bilder vom Netz genommen.

Ebenfalls am 10. Oktober berichtet der “Kassensturz” über die Firma PMEDA. Diese hat über Jahre schludrige und fehlerhafte IV-Gutachten erstellt. So erklärte die Firma Personen, welche von ihrem Hausarzt als zu 100 Prozent arbeitsunfähig beurteilt wurden, als zu 80 bis 100 Prozent erwerbstauglich. Viele Klagen gegen PMEDA sind inzwischen verjährt. Dank hartnäckigen Recherchen des “Kassensturz” hat das Bundesamt für Sozialversicherungen nun zukünftige Aufträge an die PMEDA gestoppt.

Ebenfalls am 10. Oktober, aber auch an zahlreichen anderen Abenden informiere ich mich mit der Sendung “Echo der Zeit” über das aktuelle Zeitgeschehen. Immer wieder bin ich erstaunt über die hohe Qualität der Information, insbesondere auch über die wertvollen Beiträge von Auslandskorrespondentinnen und Auslandskorrespondenten.

Vier Beispiele für das, was Radio und Fernsehen SRF Tag für Tag leistet. Viele, die mit der sogenannten “Halbierungsinitiative”, welche die SRG-Jahresgebühr von 335 auf 200 Franken senken will, liebäugeln, scheinen sich dessen nicht bewusst zu sein. Ein starkes, mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattetes öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen ist weitaus mehr als eine von zahlreichen Informationsquellen. Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Demokratie, dies umso mehr, als seriöse und umfassende Berichterstattung, die auch grössere Zusammenhänge und Hintergründe mit einbezieht, in Zukunft eher noch einen höheren Stellenwert erhalten wird – in einer Zeit voller kurzlebiger, oberflächlicher – und eben nicht selten auch gefälschter, aus dem Zusammenhang gerissener und aus fragwürdigen Quellen stammender – “Kurzfutterinfos”, die einen immer grösseren Teil unserer Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen versuchen. Wenn ich daran denke, dass ich für das Jahresabo meiner Tageszeitung über 500 Franken bezahle, und das mit dem vergleiche, was mir von Radio und Fernsehen rund um die Uhr angeboten wird, dann erscheint mir die aktuelle Jahresgebühr von 335 Franken geradezu spottbillig zu sein. Ich wäre sogar bereit, dafür noch ein bisschen mehr zu bezahlen. Aber sicher nicht weniger.