Das IKRK kürzt Budget um 430 Millionen Franken und der reichste Mann der Welt besitzt ein Vermögen von 226 Milliarden Dollar…

 

SRF-News berichtet am 4. April 2023, dass das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK in den kommenden zwölf Monaten mindestens 20 seiner weltweit 350 Standorte schliessen werde. Mehrere Programm würden beendet oder gekürzt. “Aufgrund der in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich rückläufigen internationalen humanitären Hilfsbudgets”, so ist auf der Website des IKRK zu lesen, “muss das IKRK seine Anstrengungen gezielter auf Programme und Orte ausrichten, wo es gemäss seinem Mandat, lebensrettende Hilfs- und Schutzdienste für Menschen in bewaffneten Konflikten und Situationen von Gewalt bereitzustellen, am meisten erreichen kann. Da im laufenden Jahr bis zu 700 Millionen Franken fehlen werden, haben die obersten Entscheidungsträger des IKRK eine Kürzung von 430 Millionen Franken für 2023 und den Beginn des Jahres 2024 beschlossen.” Dies bedeutet, so Robert Madini, Generaldirektor des IKRK, dass “wir nicht mehr die Mittel haben werden, um Menschen in schwer zugänglichen Regionen zu helfen.”

Im Klartext: Viele Menschen in Kriegsgebieten werden zukünftig auf die Unterstützung durch das IKRK verzichten müssen. Oder, noch deutlicher: Unzählige Menschen werden der Sparkeule geopfert und werden das nicht überleben. Statt “IKRK spart 430 Millionen” müsste man eigentlich sagen: “Sparkeule opfert Menschenleben”. Wäre tatsächlich insgesamt zu wenig Geld vorhanden, würde man das ja noch einigermassen verstehen. Tatsächlich aber wäre weltweit weitaus genug Geld vorhanden, um sämtliche IKRK-Stellen zu erhalten und sämtliche IKRK-Projekte weiterlaufen zu lassen. Es ist nicht zu wenig Geld vorhanden, das Problem ist nur, dass es sich in den falschen Händen befindet. Allein der reichste Mann der Welt, der Unternehmer Bernard Arnault, besitzt 226 Milliarden US-Dollar. Dies ist sage und schreibe das 525fache dessen, was das IKRK bräuchte, um seine Projekte 2023 bis anfangs 2024 durchführen zu können. Auch das Geld, das zurzeit aufgewendet wird, um die zweitgrösste Schweizer Bank, die Credit Suisse, vor dem Kollaps zu retten, bewegt sich in dieser Grössenordnung. “Die Behauptung, es gäbe kein Geld, um das Elend in der Welt zu besiegen”, sagte der deutsche CDU-Politiker Heiner Gessler, “ist eine Lüge. Wir haben auf der Erde Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute.”

“Sparmassnahmen” oder, noch schöner, “Sanierungsmassnahmen” haben in unserer kapitalistischen Welt schon fast einen mythischen Klang. An allen Ecken und Enden wird gespart und “saniert”, im Gesundheitswesen, bei der Bildung, beim öffentlichen Verkehr, bei sozialen Einrichtungen, und dies weltweit. Einige der eifrigsten “Sanierer” brüsten sich geradezu damit, möglichst harte Sparmassnahmen durchzupauken. “Sparen” ist gleichsam zum Selbstzweck geworden. Je billiger und je weniger Kosten, umso besser. Dies hat solche Ausmasse angenommen, dass schon gar nicht mehr hinterfragt wird, ob nun in diesem oder jenem Bereich tatsächlich gespart werden muss, oder ob es nicht auch eine Alternative dazu gäbe.

Und schon gar nicht wird hinterfragt, weshalb überhaupt gespart werden muss. Dabei liegt die Erklärung doch auf der Hand: Das kapitalistische Wirtschafts- und Finanzsystem sorgt dafür, dass unaufhörlich Geld aus dem öffentlichen in den privaten Bereich wandert. Gewiss, auch in umgekehrter Richtung fliesst Geld, aber viel weniger. Sonst würde sich die Zahl der Reichen und Reichsten weltweit nicht von Jahr zu Jahr in immer extremere Höhen hinaufschrauben, während gleichzeitig die Zahl der Armen weiter und weiter zunimmt – so wie beispielsweise in der Schweiz, wo die reichsten 300 Menschen über 820 Milliarden besitzen, während gleichzeitig über 700’000 Menschen von Armut betroffen sind. Ist ja klar: Wenn oben immer mehr aufgetürmt wird, muss logischerweise unten immer mehr abgezwackt werden. “Sparprogramme” und “Sanierungsprogramme” müsste man daher ehrlicherweise als “Zerstörungsprogramme” bezeichnen und das, was als “Gesundschrumpfung” hochgejubelt wird, müsste man eigentlich “Krankschrumpfung” nennen, so wie es sich beispielsweise im Gesundheitswesen auf schon fast zynische Weise manifestiert, wo Sparmassnahmen zu nichts weniger als dazu führen, dass sowohl die Gesundheit der Patientinnen und Patienten wie auch die Gesundheit des Pflegepersonals erheblich darunter leidet. 

“Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier”, sagte Mahatma Gandhi. Und Albert Einstein formulierte es so: “Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt gerecht verteilen würden, statt uns zu Sklaven eines starren Wirtschaftssystems zu machen.” Eines Wirtschaftssystems, das, wie auch Papst Franziskus sagte, “die Menschen tötet”. Und dies auch ganz leise, unsichtbar und fern aller Schlagzeilen, so wie jene weltweit über 10’000 Kinder, die Tag für Tag vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahrs an Hunger sterben, und all die zahllosen, namenlosen Opfer kriegerischer Konflikte, die von den jüngsten Sparmassnahmen des IKRK betroffen sein werden, Sparmassnahmen, beschlossen anfangs April 2023, über die weder das Fernsehen, noch die grossen Tageszeitungen und schon gar nicht die sozialen Medien berichtet haben, weil einer solchen Meldung offenbar in der Werteskala westlicher Wahrnehmung nicht eine genug wichtige Bedeutung zukommt…