30 Jahre Diskussionssendung “Arena” am Schweizer Fernsehen: Vielversprechende Chance verpasst…

 

In der Jubiläumssendung “30 Jahre Arena am Schweizer Fernsehen” vom 30. Juni 2023 wurde umfassend und mit zahlreichen Einspielungen besonders spektakulärer Momente sowie Kommentaren und Erinnerungen sämtlicher bisheriger Moderatorinnen und Moderatoren dieser Sendung Rückschau gehalten. Es hätte aber auch um einen Blick in die Zukunft gehen sollen und zu diesem Zweck wurden Vertreterinnen und Vertreter jener vier Jungparteien eingeladen, deren “Mutterparteien” im Bundesrat vertreten sind.

Doch erschreckend, wie wenige Visionen und wie wenige kritische, mutige Blicke in die Zukunft von den Vertreterinnen und Vertretern der Jungparteien zu hören waren. Mehr oder weniger unbesehen plapperten sie die ewig gleichen Parolen ihrer jeweiligen “Mutterpartei” nach und verharrten weitgehend im gleichen Hickhack und in den gleichen gegenseitigen Anschuldigungen, von welchen schon seit 30 Jahren die Debatten der “Arena” geprägt sind: Die Vertreterin der jungen SVP warnte vor “Masseneinwanderung”, der Vertreter der jungen FDP lobte die Vorzüge der freien Marktwirtschaft, die Vertreterin der jungen Mitte schob alle Schuld an gegenseitigen Blockierungen den “viel zu extremen Polparteien” in die Schuhe und selbst der Vertreter der Juso begründete die Notwendigkeit der Zuwanderung von Fachkräften mit den existenziellen Bedürfnissen des Wirtschaftswachstums, obwohl doch nichts so nötig wäre, als, nicht zuletzt im Hinblick auf den Klimawandel, die Ideologie eines immerwährenden Wirtschaftswachstums ganz grundsätzlich in Frage zu stellen. Und ganz in der Tradition der Beharrlichkeit auch die Auswahl der Podiumsteilnehmerinnen und Podiumsteilnehmer: Hätte man, wenn es schon um die Zukunft hätte gehen sollen, nicht auch einen Vertreter oder eine Vertreterin der jungen Grünen einladen sollen? Oder einen Vertreter oder eine Vertreterin all jener jungen Menschen, die sich schon längst von der traditionellen Parteienpolitik verabschiedet haben und von denen wohl viele von einer friedlichen und sozial gerechten Zukunft in Einklang mit der Natur träumen, jenseits von rechthaberischer Selbstprofilierung der einen auf Kosten der anderen, von einer Welt, in der es vor allem darum geht, die grossen Zukunftsprobleme der Menschheit nicht gegeneinander, sondern gemeinsam anzupacken, so wie das Friedrich Dürrenmatt einmal gefordert hatte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.” Dabei wären ja solche neue, unverbrauchte Stimmen durchaus greifbar gewesen, bei all den Dutzenden Schülerinnen und Schülern und Lehrlingen, die in den hinteren Rängen des Studios sassen und bei denen man sich wirklich fragen muss, wofür sie denn eigentlich in solche Sendungen eingeladen werden, wenn sie dann doch kaum je zu Wort kommen…

Die Jubiläumssendung der “Arena” hatte, nach 30 Jahren, die Hoffnung auf eine Art Neubeginn geweckt. Doch leider wurde diese Chance ganz gründlich verpasst. Und so ist zu befürchten, dass man sich auch noch die nächsten 30 Jahre lang Argumente und Gegenargumente um den Kopf schlagen wird und man am Ende enttäuscht feststellen wird, dass man, wie eine Diskussionsteilnehmerin treffend sagte, keinen Schritt weitergekommen ist und man immer noch dort ist, wo man schon am Anfang gewesen war.