Zeitungssterben und Demokratie

Mark Eisenegger, Professor für Medienwissenschaften an der Universität Zürich, zum immer weiter voranschreitenden Zeitungssterben und dem Trend zur kurzlebigen, schnellen und leicht verdaulichen «Kurzfutterinformation»: «Die Menge der Leute, die mit Informationen unterversorgt sind, hat signifikant zugenommen und beläuft sich gegenwärtig schon auf 36 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das ist eine gefährliche Entwicklung, denn ohne Journalismus gibt es keine Demokratie. Auch keine Kontrolle der Mächtigen und auch keine Integration und kein Bewusstsein über die Werte, die uns zusammenhalten.»

(Jahresrückblick 2018, Schweizer Fernsehen SRF1, 19. Dezember 2018)

In einer nichtkapitalistischen Gesellschaft hätten Information und Kommerz nichts miteinander zu tun. Das Informationswesen wäre eine öffentliche Angelegenheit, finanziert durch Steuergelder. Die gedruckte Zeitung mit umfassenden Hintergrundinformationen, sorgfältig recherchiert und von bestausgebildeten Journalistinnen und Journalisten ohne Zeitdruck und Sensationshascherei geschrieben, hätte darin ihren festen Platz. Ebenso wie das Radio mit seinen Kommentaren und Hintergrundberichten. Auch das Fernsehen wäre vollumfänglich durch Steuergelder bzw. Gebühren finanziert, so dass nicht die Einschaltquoten darüber bestimmen würden, ob eine Sendung produziert und ausgestrahlt wird oder nicht.

Man mag solchen Vorstellungen Rückwärtsgewandtheit, Nostalgie, Sozialromantik und dergleichen vorwerfen. Aber war denn vor 20, 30 Jahren wirklich alles schlechter als heute? Könnten wir, auf der Reise durch die Zeit, nicht auch versuchen, das mitzunehmen und zu behalten, was sich bewährt hat? Oder ist es etwa besser, sich einfach widerstandslos der sich immer ungezügelter um sich greifenden Macht des Kapitals und, mit ihr verbündet, dem technischen «Fortschritt» auszuliefern?