Ohne Systemveränderung keine Problemlösung

2018 geht turbulent zu Ende, und auch im nächsten Jahr wird es stürmisch bleiben. Die drei bedeutendsten europäischen Länder befinden sich in einer Krise. Diese Krisen haben zwar jeweils ganz eigene Ursachen, aber führen zu durchaus ähnlichen Ergebnissen: zur Blockade des politischen Systems. Die Franzosen haben wieder einmal das getan, was sie am liebsten tun: Sie spielten die grosse Revolution nach und offenbarten damit die Schwäche nicht nur ihres Präsidenten, sondern der gesamten Republik. Grossbritannien hadert mit der konkreten Ausgestaltung des Brexit, die je nach Lesart zu hart oder zu weich, auf jeden Fall nicht angemessen ist. Und Deutschland durchleidet ratenweise das Ende einer überlangen Kanzlerschaft mit allen Zerfallserscheinungen. Diese drei Nationen sind auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt, mit allen Konsequenzen für Europa als Ganzes.

(www.nzz.ch)

 

Man könnte noch Italien mit seinem Budgetstreit und der erodierenden Linken, Ungarn mit seinen Grossdemonstrationen gegen ein neues Arbeitsgesetz und Griechenland mit seinen einschneidenden Sparmassnahmen und der hohen Arbeitslosigkeit hinzufügen. Ja, es kriselt an allen Ecken und Enden. Was im obigen Artikel der NZZ allerdings nicht zutrifft, ist die Behauptung, jede dieser Krisen habe eine «ganz eigene Ursache». Nein, die Ursache ist immer die gleiche. Es ist schlicht und einfach das kapitalistische Wirtschaftssystem, das die einzelnen Länder und Volkswirtschaften in einen permanenten gegenseitigen Konkurrenzkampf zwingt, bei dem es für jeden Gewinner immer auch einen Verlierer gibt. Die Menschen spüren das, sie fühlen sich einem Spiel ausgeliefert, auf das sie keinen Einfluss haben, das entlädt sich in Frustrationen und Wut, doch gegen wen soll man sich wehren, wen bekämpfen? Im Moment ist es so, dass sich die aufgeladene Wut vor allem gegen die so genannten «Eliten» wendet, das hat schon Donald Trump erfolgreich vorgemacht – indem er gegen eine «Elite» polemisierte, zu welcher er ironischerweise auch selber gehört. Es ist aber auch das Erfolgsrezept der deutschen AfD, der britischen Brexit-Befürworter, der französischen «Gelbwesten» und weiterer ähnlicher Bewegungen. Eigentlich müsste sich die Wut gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem richten, welches an allem Schuld ist. Es ist aber eben einfacher, gegen eine Regierung oder bestimmte Personen anzukämpfen als gegen etwas so Abstraktes wie ein «System». Und doch wird sich an den heutigen Problemen so lange nichts ändern, als die Menschen ihre Wut bloss gegeneinander auslassen, statt eine radikale Systemveränderung in Angriff zu nehmen.