Proteste die sich an die falsche Adresse richten

Seit Tagen gibt es im Sudan heftige Proteste gegen das Regime von Diktator Omar al Baschir, ausgelöst durch eine Verdreifachung des Brotpreises. In Frankreich gegen nach wie vor täglich Tausende von «Gelbwesten» auf die Strasse, um gegen die Sozialpolitik von Präsident Macron zu protestieren. Unlängst gab es auch in Ungarn massive Proteste gegen ein neues Arbeitsgesetz, das jährlich bis zu 400 Überstunden ohne Bezahlung zulässt. Und im vergangenen September demonstrierten Tausende in Argentinien gegen die Sparpolitik ihres Präsidenten Macri. Und so weiter, und so weiter…

Der weltweite Unmut ist gross. Doch er richtet sich – meistens – an die falsche Adresse. Das Grundübel ist weder die Regierung von Frankreich, noch jene von Ungarn oder dem Sudan. Das Grundübel ist das kapitalistische Wirtschaftssystem, das Menschen und Volkswirtschaften weltweit in einen immer gnadenloseren gegenseitigen Konkurrenzkampf zwingt. Es ist natürlich einfacher, gegen einzelne Personen oder einzelne Gesetze zu demonstrieren als gegen etwas so Abstraktes wie ein Wirtschaftssystem. Dennoch werden die Proteste, die sich nur auf einzelne Länder beschränken, weitgehend ins Leere laufen, solange nicht an den Grundfesten des Kapitalismus gerüttelt wird. Was es bräuchte, wäre eine weltweite, grenzüberschreitende Bewegung zum Aufbau einer neuen, radikal nichtkapitalistischen Wirtschaftsordnung.