Wo sind die Ökonomen, die sich für eine nichtkapitalistische Wirtschaftsordnung einsetzen?

Der Tages-Anzeiger vom 29. Dezember 2018 stellt die «zehn einflussreichsten Ökonomen der Schweiz» vor: Ernst Fehr, «einer der einflussreichsten Ökonomen des deutschsprachigen Raums». Daniel Lampert, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. Rudolf Strahm, ehemaliger SP-Nationalrat und Kolumnist des «Tages-Anzeigers». Eric Scheidegger, das «ordnungspolitische Gewissen im Staatssekretariat für Wirtschaft» und «Gegner zu vieler staatlicher Eingriffe». Dina Pomeranz, «Professorin und internationale Expertin für Entwicklungsländer». Christoph Schaltegger, «die ökonomische Nüchternheit in Person». Rainer Eichenberger, dessen Leidenschaft die «Abklärung von Kosten und Nutzen von Politik» ist. Monika Bütler, von der NZZ zur «einflussreichsten Ökonomin der Schweiz» gekürt. Tobias Straumann, Kolumnist der «NZZ am Sonntag».

Was auffällt: Unter den angeblich «zehn einflussreichsten Ökonomen der Schweiz» sind gerade mal zwei Frauen. Was weiter auffällt: Keiner der acht Ökonomen und der zwei Ökonominnen stellt das kapitalistische Wirtschaftssystem grundlegend in Frage. Wie wenn es nur eine einzige Religion gäbe, nur eine einzige Gottheit. In Anbetracht der verheerenden Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems in Gegenwart und Zukunft wäre es dringendst nötig, dass von zehn einflussreichen Ökonomen und Ökonominnen mindestens eine oder einer die Vision einer nichtkapitalistischen Wirtschaftsordnung vertreten würde. Aber offensichtlich hat die kapitalistische Gehirnwäsche quer durch die Bevölkerung, die Politik, die Wirtschaft und die Wissenschaft schon eine so durchgehende Wirkung erzielt, dass uns diese Einseitigkeit schon gar nicht mehr besonders auffällt…