Ordnungsfimmel auf Netflix: Selber denken verboten

Pünktlich zum Jahresstart veröffentlichte Netflix «Tidying Up with Marie Kondo». Nun räumen alle User und Userinnen wie wild auf. Auch auf Twitter häufen sich entsprechende Posts (mit den jeweils sauber aufgeräumten Zimmern im Hintergrund: «Ich, nachdem ich eine Episode von ‹Tidying Up with Marie Kondo› geschaut habe.» –  «Wenn man auf Netflix eine Folge von ‹Tidying Up with Marie Kondo› gesehen hat, fängt man an, alles wegzuschmeissen.» – «Inspiriert von Netflix und ‹Tidying Up with Marie Kondo› habe ich heute bereits zwei Kleidersäcke zum Spenden parat gemacht. Und es werden sicher noch mehr.» – «Ich habe heute zwei Episoden von Marie Kondos ‹Tidying Up› geschaut. Danach habe ich angefangen, die Vorratskammer, sechs Küchenschubladen, unser Büro sowie unsere drei Schränke auszumisten. Jeder Mensch in unserem Haus ist darüber informiert worden, dass er meinen Zorn auf sich ziehen wird, wenn er es wagt, ein Chaos zu machen.» – «Ich bin nun ein anderer Mann. Ich habe mit dem Aufräumen angefangen, nachdem ich zwei Episoden gesehen habe. Vor dieser Ordnung wurde meine Kleidung in Körben aufbewahrt.» –
«Ich, nachdem ich auf Netflix eine Episode von ‹Tidying Up› gesehen habe.» – «So, ich habe nun alle meine Klamotten gefaltet und nach Farbe sortiert (nach Marie Kondos Anweisung), um Freude zu verbreiten.»

(www.20minuten.ch)

Ob das Aufräumen bei Netflix, der sich weltweit ausgebreitete Schmollmund auf Instagram-Bildern oder die Chips, die man sich in der Küche holt, sobald am Fernsehen die entsprechende Werbung läuft: das ist der kapitalistische Mensch, der auf Knopfdruck das tut, was ihm medial aufgetragen wird. Und so kann das System weiterfunktionieren: Mit immer mehr Verführungsmitteln und immer mehr verführbaren Menschen. Selber denken verboten…