Schlafwandelnd in die Katastrophe

Klimawandel, Datenkriminalität, geopolitische Krisen und weltwirtschaftliche Spannungen: Der am Mittwoch in London vorgestellte Risikobericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeichnet ein verheerendes Bild vom Zustand der Erde. «Globale Risiken nehmen zu, aber der kollektive Wille, sie zu bekämpfen, schwächt sich ab. Stattdessen nimmt die Spaltung zu», heisst es in der Studie. Wie ernst die Lage ist, zeigen die Titel der einzelnen Kapitel: «Out of Control» (Ausser Kontrolle) heisst eines, ein anderes «Fight or Flight» (Kampf oder Flucht). Ein besonders hohes Risiko geht demnach vom Klimawandel aus. Erstmals werden in dem jährlich erscheinenden Bericht Umweltprobleme als die drei drängendsten Herausforderungen genannt. Konkret sind dies Wetterextreme, Versagen beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel sowie Naturkatastrophen. «Von allen Risiken ist es bei der Umwelt am offensichtlichsten, dass die Welt in eine Katastrophe schlafwandelt», heisst es in der Studie. Aber auch Datenbetrug und -raub sowie Cyberattacken zählen demnach zu den grössten Bedrohungen. «Es gab nie einen dringenderen Bedarf für einen kollaborativen und gemeinsamen Ansatz für globale Probleme, die alle angehen», sagt WEF-Präsident Børge Brende. Doch das WEF zeigt sich zugleich äusserst skeptisch, dass die Menschheit die Herausforderung annimmt und angeht. In ihrem Bericht warnen die Autoren auch vor den Folgen der aktuellen Handelskonflikte, etwa zwischen den USA und China oder zwischen den USA und der EU. «Wirtschaftspolitik wird heutzutage zunehmend als Mittel des strategischen Wettbewerbs gesehen», heisst es. Dabei betont der Bericht, dass diese Krisen lange nicht vorbei sind. So rechnen 91 Prozent der Befragten mit wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen den wichtigsten Staaten, und 85 Prozent erwarten ein erhöhtes Risiko politischer Konfrontation. «In vielen Ländern ist die Polarisierung auf dem Vormarsch. In manchen Fällen fasern die sozialen Verträge aus, die die Gesellschaften zusammenhalten», warnt WEF-Präsident Brende. Hinzu käme, dass die Finanzmärkte unbeständiger geworden seien und weltweit die Schuldenlast stark gestiegen sei: Sie betrage nun 225 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts und damit mehr als vor der jüngsten Finanzkrise. Nicht zuletzt warnt das WEF vor der «menschlichen Seite» globaler Risiken. «Für viele Menschen ist dies eine zunehmend ängstliche, unglückliche und einsame Welt», heisst es in dem Bericht. Schätzungen zufolge würden etwa 700 Millionen Menschen weltweit an psychischen Problemen leiden. «Dies ist ein Zeitalter beispielloser Möglichkeiten und technologischen Fortschritts, aber für zu viele Menschen ist dies auch ein Zeitalter der Unsicherheit», mahnt WEF-Präsident Brende. Auch als Diskussionsanstösse für das Treffen in Davos formulierte das WEF im Risikobericht zehn «Zukunftsschocks» als theoretische Szenarien. Dazu zählen die Autoren unter anderem sogenannte Wetterkriege – also Klimamanipulationen zur Schwächung von Gegnern – und die absichtliche Unterbrechung der Nahrungsversorgung. Weitere Szenarien sind ein Ende der Wasserversorgung in Grossstädten sowie die Verlagerung geopolitischer Konflikte ins Weltall. Es handele sich bei all diesen Szenarien um eine Mahnung, kreativ über Risiken nachzudenken und das Unerwartete zu erwarten.

(www.tagblatt.ch)

 

Was kann man dazu anderes sagen, als dass die Methoden und Rezepte des Kapitalismus nicht ausreichen werden, um die Probleme, die der Kapitalismus in seinem Profit- und Wachstumswahn angerichtet hat, zu lösen. Es braucht buchstäblich eine neue Welt, eine nichtkapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die nicht den Interessen des Kapitals dient, sondern den Interessen der Menschen, der Natur und der Zukunft. Anders werden wir den im Bericht des WEF beschriebenen Katastrophen nicht entrinnen können.