Die kapitalistische Stadt

Das Projekt GPE (Grand Paris Express) ist eine Herkulesaufgabe: Innert 15 Jahren sollen mit Investitionen von 35 Milliarden Euro gut 200 Kilometer Metrolinien mit 68 Bahnhöfen neu gebaut werden. Das bedeutet praktisch eine Verdoppelung des gegenwärtigen Netzes der 118 Jahre alten Pariser Metro. GPE ist auf Jahre hinaus das mit Abstand grösste Infrastrukturprogramm in Europa. Kehrseite der Medaille: Die gegenwärtig ansässigen ärmeren Bevölkerungsgruppen haben zwar die Bauimmissionen zu ertragen, können aber von den besseren Verbindungen gar nicht profitieren, weil sie in den nächsten Jahren zunehmend durch wohlhabendere Schichten verdrängt werden dürften. Die neuen Bahnhöfe werden ihre Strahlkraft kaum verfehlen: Wenn die Pendelzeit um durchschnittlich die Hälfte verkürzt wird, werden hier begehrte neue Quartiere entstehen.

(Tagblatt, 30. Januar 2019)

Die kapitalistische Stadt. Der Kampf aller gegen alle. Alles, was sich die Reichen erobern, geht den Armen verloren. Doch keine Angst: Obdachlose werden in den neuen Metrostationen wohl kaum geduldet werden. Die Kehrseite des kapitalistischen Glanzes wird unsichtbar gemacht…