Neues Handynetz braucht 15’000 zusätzliche Antennen

Die Frequenzen für den Mobilfunk der 5. Generation (5G) sind diese Woche versteigert worden. Nun wollen sich die Firmen Salt, Sunrise und Swisscom an den Aufbau des Zukunftsnetzes machen. Dafür braucht es beinahe noch einmal so viele Handyantennen, wie bereits in der Schweiz stehen. «Wir gehen davon aus, dass ohne Anpassung der Anlagegrenzwerte rund 15’000 zusätzliche Mobilfunkstandorte gebaut werden müssen», sagt Christian Grasser, der Geschäftsführer des Branchenverbands Asut. Gemäss neuesten Zahlen umfasst das Netz heute bereits 18’823 Antennen.

(NZZ am Sonntag, 10. Februar 2019)

Ist das kein Thema für den Klimaschutz? Was geschieht mit all den Geräten der 4G-Generation, die man nun von einem Tag auf den andern nicht mehr braucht? Verschlingt der Bau 15’000 zusätzlicher Mobilfunkantennen nicht eine Unmenge an Rohstoffen und Energie? Wie steht es mit der Strahlenbelastung der Bevölkerung? Und wie geht das alles weiter, brauchen wir für die 6G-Technologie, die unweigerlich schon in ein paar Jahren Thema sein wird, weitere 15’000 oder gar noch mehr neue Mobilfunkantennen? Wenn man die Fachleute fragt, was denn der Nutzen der neuen 5G-Technologie sei, dann schlucken sie meist leer, müssen einen Moment überlegen und sagen dann: «Es macht alles viel schneller als bisher. Brauchten Sie bisher ein paar Minuten, um einen Film auf Ihr Handy herunterzuladen, so geht das mit 5G in ein paar Sekunden.» Dann überlegen sie nochmals kurz und ergänzen: «Und auch für die selbstfahrenden Autos braucht es die 5G-Technologie.» 15’000 neue Antennen. Der technische «Fortschritt» ist zum Selbstläufer geworden. Niemand hat uns gefragt, ob es uns wichtig ist, einen Film in ein paar Sekunden herunterzuladen. Niemand hat uns gefragt, ob wir darauf verzichten wollen, auch in Zukunft unsere Autos selber zu steuern. Wie gebannt blicken wir auf die kommenden Nationalrats- und Ständeratswahlen und rühmen uns der schweizerischen Demokratie. In Tat und Wahrheit aber ist unsere Demokratie durch die wachsende Macht globaler Konzerne, des Kapitals, der Digitalisierung und ganz allgemein des technischen «Fortschritts« schon lange ausgehebelt worden.