Klimaschutzbewegung von «dunkelroten Ökosozialisten» unterwandert?

Dass die «Bewegung für den Sozialismus» aktiver Bestandteil der Schweizer Klimabewegung ist, dass an den Klimademonstrationen immer wieder Transparente mit Forderungen wie «System Change not Climate Change» oder «Kapitalismus versenken, Klima retten» zu sehen sind und dass eine Handvoll Aktivistinnen und Aktivisten an der UBS-Filiale in der Zürcher Bahnhofstrasse am 6. April rote Handabdrücke anbrachten, um die Beziehungen der Banken zu globalen Energie- und Rohstoffkonzernen anzuprangern – dies alles kommt bei gewissen «bürgerlichen» Politikern und Politikerinnen, die der Klimaschutzbewegung ohnehin skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, gar nicht gut an, schon sprechen sie von «dunkelroten Ökosozialisten», von denen die Klimabewegung unterwandert sei.

Bemerkenswerter Weise scheinen diese Kritiker von einem drohenden Klimakollaps, der die ganze Menschheit in den Abgrund reissen könnte, weniger Angst zu haben als vor dem «Sozialismus». Ebenso bemerkenswert ist, dass all jene, denen beim Wort «Sozialismus» alle Haare zu Berge stehen, offensichtlich kein Problem mit der Tatsache haben, im Kapitalismus zu leben, immerhin einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das in seiner heutigen globalen Ausbreitung nachweislich dafür verantwortlich ist, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich noch nie so gross waren wie heute, und das in seiner unersättlichen Profitsucht und seinem unendlichen Wachstumswahn die Hauptursache für die ökologischen Bedrohungen bildet, mit denen wir heute konfrontiert sind.

Vielleicht ist bei alledem die Idee einer Alternative zum Kapitalismus in der Form einer Art von «Sozialismus» gar nicht so dumm. Umso mehr, als dass das, was den jungen Aktivisten und Aktivistinnen der «Bewegung für den Sozialismus» vorschwebt, ganz und gar nicht ein Rückfall in eine frühere, historisch überholte Epoche ist. Hierfür sind sie viel zu pragmatisch und zukunftsgerichtet. «Sozialismus» könnte vielmehr so etwas sein wie ein «Arbeitstitel» einer neuen, nichtkapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sorgsam bedacht wäre, alle früher gemachten Fehler und Unzulänglichkeiten zu vermeiden und die nicht «von oben herab» verordnet wäre, sondern, wie Aktivisten und Aktivistinnen der Klimabewegung immer wieder betonen, «von unten herauf» zu entwickeln wäre, aus dem Engagement all jener, die nicht auf eine Zukunft der Menschheit verzichten möchten. Und da wäre es dann schön, wenn all jene, die heute nur als Kritiker und Gegner der aktuellen Klimabewegung auftreten, ebenfalls mit dabei wären, um ihre Vorbehalte konstruktiv und zielführend einzubringen. Denn, wie schon Friedrich Dürrenmatt sagte: «Was alle angeht, können nur alle lösen.»