Sudan: Die Zukunft ist weiblich

Seit mehreren Monaten demonstrieren in der sudanesischen Hauptstadt Khartum Zehntausende gegen die Regierung. Die Bewegung feierte vor zwei Wochen einen ersten grossen Erfolg, als der langjährige, verhasste Machthaber Al-Bashir von der Armee abgesetzt wurde. Doch die Demonstranten und Demonstrantinnen geben sich damit nicht zufrieden und gehen weiterhin täglich auf die Strasse. Sie fordern den Rücktritt der gesamten Regierungselite und einen demokratischen Neubeginn. Hauptgründe für die Aufstände sind die jahrelange Unterdrückung, insbesondere der Frauen, die wirtschaftliche Misere und die weit verbreitete Armut – jeder zweite Sudanese muss mit weniger als einem Franken pro Tag auskommen, der Brotpreis hat sich innert weniger Wochen verdoppelt und selbst die Grundnahrungsmittel sind so teuer, dass sie für die Ärmsten beinahe unerschwinglich sind. Hoffnungsträgerin und Ikone des Widerstands ist die 22jährige Architekturstudentin Alaa Salah. «Der Sudan», sagt sie, «sollte ein demokratisches Land werden, in dem die Menschen frei und stolz leben können.» So charismatisch und populär Alaa Salah ist, so bescheiden ist sie zugleich: «Ich bin nur eine von vielen. Bevor ich bekannt wurde, war ich mit ihnen auf der Strasse, am Singen und Protestieren.» Die Hoffnungen auf eine neue Zeit sind riesig. «Ich wünsche mir», sagt eine der Demonstrantinnen, «dass wir eine bessere Zukunft haben, die Zukunft, von der wir immer geträumt haben.» Und, bezogen auf Alaa Salah, meint die Frauenrechtlerin Ihsan Fagiri: «Asaa transportiert unsere Revolution in die Welt hinaus.»

(Schweizer Fernsehen SRF1, «10vor10», 25. April 2019)

Ist das der Beginn jener Revolution, von der wir schon so lange träumten? Oder hat sie schon mit dem von Greta Thunberg initiierten Klimastreik angefangen? Oder findet sie soeben in den USA statt, wo sich immer mehr junge Menschen zum Sozialismus und damit zu einem radikalen politischen Neubeginn bekennen? Wie dem auch sei: Die Zeichen sind unverkennbar. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir ohne Übertreibung vom Beginn eines neuen Zeitalters sprechen können – genau so, wie es die Frauenrechtlerin Ihsan Fagiri prophezeit: Asaa Salah werde die sudanesische Revolution in die ganze Welt hinaustragen. Was – durch den Wahnsinn des Kapitalismus – aus dem Lot geraten ist, muss wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Und dass es überall an vorderster Front die Frauen sind, die nun das Szepter in die Hand nehmen, ist ebenfalls kein Zufall: Der Kapitalismus war ein Projekt der Männer. Die Zukunft aber ist weiblich…