Wer hat, dem wird gegeben

Der schweizerische Bundesrat will bei den Witwen sparen – längerfristig rund eine Milliarde Franken pro Jahr. Für die Hinterbliebenen soll es künftig keine lebenslangen Renten mehr geben. Auch bereits laufende Renten sind nicht garantiert. Wer bei der Einführung der Reform weniger als 55 Jahre alt ist, muss damit rechnen, die bisherige Witwenrente zu verlieren. Der Bundesrat argumentiert, er passe damit die Regeln der “veränderten gesellschaftlichen Realität” an. Für den Bundesrat selber scheint sich allerdings die “gesellschaftliche Realität” nicht geändert zu haben: Angehörige von amtierenden oder zurückgetretenen Magistratspersonen, also von Bundesräten, Bundesrichterinnen oder Bundeskanzlern, erhalten weiterhin lebenslange Witwenrenten… (Tagesanzeiger, 4. Januar 2024)

Damit nicht genug. Fast gleichzeitig beschliesst der Bundesrat, dass die seinen Mitgliedern zur Verfügung stehenden allgemeinen Skiabonnemente zur kostenlosen Benützung sämtlicher Schweizer Skilifte, da sie neu nicht mehr von den Skiliftbetreibern gesponsert werden, ab jetzt durch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – von denen sich eine immer grössere Zahl das Skifahren sowieso schon längst nicht mehr leisten können – berappt werden sollen. (20minuten, 30. Dezember 2023)

Vergnügungsparks in den USA: So wenige Besucherinnen und Besucher wie nie in den letzten neun Jahren

Disneyland in Kalifornien oder Disney World in Florida: Der Tageseintritt für eine Familie kostet über 500 Dollar – Flug, Hotel und Restaurants nicht inbegriffen. Kein Wunder, dass die beiden grössten Vergnügungsparks der USA so wenige Besucherinnen und Besucher haben wie nie in den vergangenen neun Jahren. Doch obwohl die Nachfrage sinkt, sollen nun, um mehr Einnahmen zu erzielen, die Eintrittspreise angehoben werden. Und es sollen, um die Attraktivität der beiden Parks zu steigern, in deren Ausbau 60 Milliarden Dollar gesteckt werden, obwohl gleichzeitig noch Schulden von über 50 Milliarden Dollar zu tilgen sind. Zudem sollen mindestens 7000 Angestellte entlassen werden, um die Ausgaben zu senken. Ob das am Ende wohl aufgehen wird? (Tagesanzeiger, 17. November 2023)

Massenproteste in Bangladesch

Angesichts der Massenproteste von Beschäftigten der Textilindustrie in Bangladesch sind mehr als 300 Betriebe im Land vorerst geschlossen. Bei den seit Tagen andauernden Protesten für höhere Löhne sind bereits mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Allein in Mirpur im Westen von Dhaka gingen rund 5000 Protestierende auf die Strassen. (20minuten, 3. November 2023)

Um den halben Erdball fliegen um in einer wackligen Kistenseilbahn sitzen zu können

Für eine Fahrt mit der 112jährigen Kistenseilbahn in Wildhaus im sanktgallischen Toggenburg kommen Touristen aus aller Welt, aus Kanada, den USA, Neuseeland und neuerdings sogar aus Nepal. Nur für eine Fahrt warten sie an sonnigen Wochenenden gerne einmal zwei Stunden. Obwohl der Aufstieg zu Fuss nur eine halbe Stunde dauern würde. (Tagblatt, 20. Juli 2023)

Reiche leben länger

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA haben herausgefunden, dass die Lebenserwartung höherer Einkommens- und Bildungsschichten um bis zu zwölf Jahre über jener der untersten sozioökonomischen Schicht liegen kann, was auf zahlreiche Faktoren wie gesündere Ernährung, bessere medizinische Versorgung oder günstigere Lebens- und Jobperspektiven zurückgeht. (Tagesanzeiger, 31. Juli 2023)

So viel CO2 wie 126 Haushalte im Jahr

Nur schon das Training eines einfachen Sprachmodells verbraucht so viel Energie wie ein Flug von New York nach San Francisco. Das Training des grossen Sprach­modells GPT-3 (175 Milliarden Parameter), auf dem auch Chat GPT basiert, emittiert dann schon so viel CO2 wie 126 Haushalte im Jahr – dies alles abgesehen von den alltäglichen, energetischen Betriebskosten. (Republik, 11. Oktober 2023)

Kenianische Klickarbeiterinnen

Um Chat GPT weniger falsche, rassistische oder sexistische Aussagen treffen zu lassen, hat Open AI kenianische Klickarbeiterinnen angestellt, die Inhalte «moderieren» und herausfiltern sollen – für weniger als zwei Dollar pro Stunde. (Republik, 11. Oktober 2023)

Nackt vorsprechen

Unhaltbare Zustände im amerikanischen Showbusiness: Immer noch kommt es vor, dass Darstellerinnen und Darsteller nackt vorsprechen müssen oder gezwungen werden, gefährliche Stunts zu machen. (Tagblatt, 26.9.23)

Regenwürmer stellen 140 Millionen Tonnen Nahrung her

Nach einer in “Nature Communications” veröffentlichten Studie ermöglichen Gliederwürmer 140 Millionen Tonnen Nahrung, darunter 6,5 Prozent der globalen Getreide- und 2,3 Prozent der Gemüseproduktion. Das entspricht etwa dem Anteil ganz Russlands an dieser Produktion. Besonders wichtig ist das Wirken der Würmer im Untergrund der südlichen Länder, vermutlich weil Bauern dort weniger Zugang zu Düngern und Pestiziden haben. Sie lockern den Boden, fördern den Wasserrückhalt und helfen bei der Verarbeitung von organischem Material, sodass Nährstoffe besser zu den Pflanzen gelangen. Manche Forschende schätzen, dass Regenwürmer die Produktivität von Pflanzen um bis zu 25 Prozent steigern. (Sonntagszeitung, 1.10.23)

Drei volle Jobs um leben zu können

Jahrelang arbeitete sie in einem US-amerikanischen Automobilkonzern, acht bis neun Stunden am Tag. Doch obwohl auch ihr Mann voll erwerbstätig war, reichte es nicht für den Familienunterhalt. Deshalb nahm sie eine zweite Stelle an und arbeitete gleichzeitig in zwei Firmen, in der einen acht bis neun, in der anderen zehn Stunden pro Tag. Schlafen konnte sie nur, wenn überhaupt, im Auto auf dem Parkplatz der einen oder anderen Firma. So kam die Familie einigermassen über die Runden. (Echo der Zeit, SRF1, 28.9.23)