Im Rahmen der Buchser Montagsgespräche war am 25. Mai Jasr Kawkby, ein in Gaza geborener und heute in Zürich lebender palästinensischer Kinderarzt, im Buchserhof zu Gast. Er zeichnete die Vorgeschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts auf und verlieh seiner Hoffnung auf ein zukünftiges friedliches Miteinander der beiden Völker Ausdruck.
In den Medien, so Kawkby, sei ausführlich über die Terrorattacke der Hamas vom 7. Oktober 2023 berichtet worden, ein Verbrechen, das auch er klar verurteile. Weitaus weniger aber erfahre man über die Vorgeschichte des Konflikts. Damit wolle er, so hielt Kawkby fest, auf keinen Fall die Attacke der Hamas billigen oder rechtfertigen, denn das Töten unschuldiger Menschen sei immer ein Verbrechen, unabhängig davon, von welcher Seite es begangen werde.
Zur Vorgeschichte des Konflikts gehöre ganz wesentlich, so Kawkby, die gewaltsame Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus Palästina durch jüdische Siedler ab 1947. Die Sehnsucht nach einem eigenen jüdischen Staat sei nach den Grausamkeiten des Holocaust zwar verständlich gewesen, jedoch hätte dies tragischerweise zu einem erneuten Verbrechen geführt, dieses Mal am arabisch-palästinensischen Volk. Über 700‘000 Menschen seien gewaltsam vertrieben und 530 Dörfer in Schutt und Asche gelegt worden, aufgrund der Forderung des israelischen Staatsgründers David Ben Gurion, wonach in Palästina ein „rein jüdischer Staat“ errichtet worden sollte. Noch heute würden im Westjordanland täglich Menschen aus ihren Häusern vertrieben und an deren Stelle, in Verletzung internationalen Völkerrechts, jüdische Siedlungen erbaut. Und unter den derzeitigen Bombardierungen des Gazastreifens durch die israelische Armee mit bereits über 35‘000 Todesopfern leide das palästinensische Volk in einem noch weitaus grösseren Ausmass denn je zuvor.
In der nachfolgenden Diskussion wies ein Zuhörer darauf hin, dass sowohl die PLO wie auch die Hamas in ihrer Charta die Vernichtung Israels forderten. Selbstverständlich, so Kawkby, sei eine solche extremistische Haltung klar abzulehnen. Aber man dürfe deswegen nicht aus dem Blick verlieren, wie das Ganze angefangen hätte, und da sei nun mal die gewaltsame Vertreibung der arabisch-palästinensischen Bevölkerung aus ihrer Heimat ab 1947 eine historische Tatsache. Seither hätte sich die Gewalt immer weiter gegenseitig aufgeschaukelt. Doch eine Lösung des Konflikts könne nur auf einem gewaltfreien Weg erreicht werden, durch Dialog, aber auch durch internationalen politischen Druck. Wenn dies alles nichts nütze, käme man wohl nicht darum herum, als Druckmittel auch Wirtschaftsboykotte in Erwägung zu ziehen. Auf keinen Fall aber dürfe zu militärischer Gewalt gegriffen werden. Dass dies keine Lösung sei, hätte die Vergangenheit mehr als deutlich gezeigt, es sei höchste Zeit für die langfristige Vision eines friedlichen Miteinanders der beiden Völker.