57 private Krankenkassen und Managerlöhne von bis zu einer Million Franken: Was für ein Unfug…

 

Viele Familien, so berichtet der “Tagesanzeiger” am 24. Mai 2023, wissen kaum mehr, wie sie ihre Krankenkassenprämien noch bezahlen sollen. Diesen Januar sind die Prämien um durchschnittlich 6,6 Prozent gestiegen und im Herbst wird Gesundheitsminister Berset einen weiteren markanten Schub bekannt geben müssen. Dessen ungeachtet klettern die Löhne der Krankenkassenchefs ungebremst in die Höhe: Andreas Schönenberger, CEO der Sanitas, erhielt im vergangenen Jahr 956’486 Franken – rund doppelt so viel wie ein Bundesrat. Auch die Löhne der übrigen Krankenkassenchefs – sämtliche Chefs der zehn grössten Krankenkassen verdienen mehr als ein Bundesrat – sind mehr als fürstlich.

Damit nicht genug. Der Luxus, den sich die Schweiz mit insgesamt 57 privaten Krankenkassen leistet – weltweit wohl ein Unikum – hat weitere gravierende finanzielle Konsequenzen. Denn jede dieser Krankenkassen braucht eine eigene Verwaltung, eigene Gebäude, eine eigene Infrastruktur. Zudem ist jede Kasse, um im Wettbewerb mit ihren Konkurrentinnen mitzuhalten und ihnen möglichst viele Kundinnen und Kunden abzujagen, gezwungen, erhebliche Mittel in die Werbung zu investieren. Schliesslich fallen in Form der Provisionen, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das Abwerben von Kundinnen und Kunden zugute kommen, weitere Kosten an. So ist es nicht verwunderlich, wenn allein für die Grundversicherung jährliche Verwaltungskosten von insgesamt 1,5 Milliarden Franken anfallen, während etwa die Suva als gesamtschweizerische Unfallversicherungskasse mit einem Drittel davon, nämlich 558 Millionen Franken, auskommt. 

Offensichtlich nehmen in der Schweizer Bevölkerung angesichts des explodierenden Prämiendrucks die Sympathien für eine staatliche Einheitskrankenkasse laufend zu. Bereits viermal wurde über die Einführung einer Einheitskrankenkasse abgestimmt: 1994 wurde das Anliegen mit 77 Prozent Neinstimmen abgelehnt, 2003 waren es 73 Prozent, 2007 71 Prozent und 2014 noch 62 Prozent. Eine gesamtschweizerische Umfrage im Jahre 207 ergab mit 67 Prozent Zustimmung erstmals eine Mehrheit für die Einführung einer Einheitskrankenkasse. Höchste Zeit also für eine fünfte und hoffentlich endgültig letzte Abstimmung über die Einführung einer Einheitskrankenkasse. Gleichzeitig müsste auch eine einkommensabhängige Abstufung der Prämien eingeführt werden. Denn nicht nur die Vielzahl an privaten, sich gegenseitig konkurrenzierenden Kassen bildet einen mit dem gesunden Menschenverstand schon längst nicht mehr nachvollziehbaren Anachronismus, sondern auch die – ebenfalls weltweit als Unikum geltende – Tatsache, dass alle – von der Putzfrau bis zum Bankdirektor – die gleich hohe Prämie zu bezahlen haben.

“Die Bevölkerung”, so schreibt die Branchenorganisation Santésuisse auf ihrer Webseite, “will Wettbewerb und Wahlfreiheit und kein Staatsmonopol.” Höchste Zeit, diese Behauptung anlässlich einer gesamtschweizerischen Urnenabstimmung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen…