Am 16. Buchser Montagsgespräch vom 13. Januar wurde die Frage diskutiert, ob Feminismus nur etwas für Frauen sei oder sich vermehrt auch Männer für feministische Anliegen einsetzen sollten. Zu dieser Frage zeigte sich schon zu Beginn der Diskussion ein klarer Konsens: Da es sich bei frauenspezifischen Anliegen stets auch um gesamtgesellschaftliche Fragen handle, in denen nicht nur Frauen, sondern immer auch Männer bestimmte Rollen einnehmen und auf irgendeine Weise mitbeteiligt seien, sei es nur logisch, dass sich auch Männer an den entsprechenden Veränderungsprozessen beteiligen müssten. Passives Verhalten, Schweigen oder Wegschauen, so eine Votantin, würde nichts anderes bedeuten als eine Zustimmung zur bestehenden Realität, in der Frauen auch heute noch zahlreichen Diskriminierungen unterworfen seien.
Eine ältere Diskussionsteilnehmerin erinnerte daran, dass soziale Errungenschaften, die heute als selbstverständlich gelten, nie von selber gekommen seien, sondern stets hart hätten erkämpft werden müssen. So etwa sei das neue Eherecht, welches den Frauen unter anderem erlaubt, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen und auch ohne Zustimmung des Ehemannes einen Arbeitsvertrag abzuschliessen, erst im Jahre 1985 in Kraft getreten, was eine jüngere Diskussionsteilnehmerin zunächst fast nicht glauben konnte. Noch heute werde, so eine andere Diskussionsteilnehmerin, Feminismus von einem Teil der Männer als etwas Bedrohliches empfunden, doch gehe es nicht um einen Machtkampf zwischen den Geschlechtern, sondern nur um die gleichberechtigte, geschlechterunabhängige Teilhabe im Rahmen der elementaren Menschenrechte.
Ausgiebig wurde über die unterschiedliche Wertung und Wertschätzung diskutiert, welche mit mehrheitlich eher von Männern oder eher von Frauen ausgeübten Berufen verbunden ist. So höre man immer wieder die Aussage, eine Frau, die keinen bezahlten Job ausübe, arbeite nicht, sondern mache „nur“ den Haushalt oder kümmere sich „nur“ um ihre Kinder, obwohl doch gerade Haus- und Familienarbeit überaus wichtige Aufgaben seien und sogar die eigentliche Basis dafür bilden würden, um das bestehende Wirtschaftssystem aufrechtzuerhalten.
Ein weiteres Diskussionsthema bildeten die von der Wirtschaft vorgegebenen Rahmenbedingungen. Viele Männer würden gerne Teilzeit arbeiten und sich vermehrt am Haushalt und an der Kindererziehung beteiligen, was aber von zahlreichen Arbeitgebern gar nicht zugelassen würde. Auch würde die Tatsache, dass viele eher von Frauen ausgeübten Berufe schlechter bezahlt werden, einen Hemmschuh bilden für partnerschaftliche Lösungen, denn sie zwängen die Männer, um den Lebensunterhalt der Familien bestreiten zu können, zu grösseren Arbeitspensen.
Ein junger Familienvater wünschte sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen, unter denen man nicht schon von klein auf in bestimmte Rollenmuster und Abhängigkeiten hineingedrängt werde, sondern unabhängig vom Geschlecht frei und selbstbestimmt aufwachsen könne.