137’000 neue Arbeitsplätze durch die 5G-Technologie?

Dank der neuen 5G-Technologie können Arbeitsabläufe optimiert, automatisiert und beschleunigt werden, wie das Beispiel des Baulogistikkonzerns Amberg Longlay mit Sitz in Zürich zeigt: Seine Mitarbeiter nutzen die Technologie mit ihren schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten, um auf Baustellen mit digitalen Plänen und computergestützten dreidimensionalen Modellen zu arbeiten. Die Befürworter der neuen Technologie führen ins Feld, dass dadurch bis zum Jahr 2030 ein Produktionszuwachs von 42,2 Milliarden Franken sowie die Schaffung von 137’000 neuen Arbeitsplätzen möglich sein würden. Deshalb warnt zum Beispiel der Dachverband Economiesuisse davor, die Einführung von 5G zu bremsen. Und auch der Verband der Maschinenindustrie befürchtet, dass der Schweizer Werkplatz technologisch ins Hintertreffen geraten und ans Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte.

(Tages-Anzeiger, 14. Mai 2019)

Es ist wie mit der militärischen Aufrüstung. Weil es der andere tut, muss ich es auch tun, um nicht ins «Hintertreffen» zu geraten. Ob es auch sinnvoll ist oder nicht, diese Frage wird schon gar nicht gestellt. Müssen Baustellen zukünftig digital gesteuert werden? Sollen Häuser eines Tages ohne jegliche menschliche Arbeitskraft aus dem D-Drucker entstehen? Brauchen wir selbstfahrende Autos? Soll das Essen im Schnellimbiss zukünftig von Robotern zubereitet werden? Brauchen wir überhaupt noch Blumengärten oder wäre es nicht viel rationeller, rund um unsere Häuser Pflanzen aus Kunststoff zu setzen? Und was ist, wenn die 5G-Technologie erst einmal flächendeckend umgesetzt ist, was kommt darnach und was für weitere «Fortschritte» sind zu erwarten, wenn dann eines Tages 6G, 7G oder 8G vor der Türe stehen? Das Verhalten der russischen Regierung offenbart die ganze Absurdität einer technischen Entwicklung, bei der die Sinnfrage überhaupt keine Rolle mehr spielt, sondern jeder nur schneller, besser und «fortgeschrittener» sein will als der andere: Nach aussen – mit Blick auf Europa und die USA – propagieren russische Medien die Schädlichkeit der 5G-Technologie, die unter anderem Krebserkrankungen schüre sowie psychische Störungen zur Folge haben könne. Gleichzeitig wird die Entwicklung der 5G-Technologie im eigenen Land mit aller Intensität vorangetrieben, um gegenüber dem Westen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Es wäre gescheiter, Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsfachleute würden sich über alle Grenzen hinweg an einen Tisch setzen und den Sinn oder den Unsinn technologischer «Erneuerungen» kritisch beurteilen. Gedankenaustausch, Erfahrungsaustausch zum Wohle der Menschen anstelle von sinnloser gegenseitiger Konkurrenz und Ressourcenverschleiss um jeden Preis. Zumal auch die Vision, mit neuen Technologien würden zahllose neue Arbeitsplätze geschaffen, sehr wohl in ihr Gegenteil umschlagen könnte, wenn nämlich immer mehr technische Geräte die bisherige Arbeit von Menschen übernehmen…