Am 12. Buchser Montagsgespräch vom 9. September wurde der Frage nachgegangen, inwieweit sich der Graben quer durch die Bevölkerung, der zur Zeit der Coronakrise zwischen Befürwortern und Gegnern von Impfungen und Schutzmassnahmen entstanden war, in der Zwischenzeit wieder überwunden werden konnte und was man im Rückblich aus dieser Krise gelernt haben könnte.
Übereinstimmend wurde gesagt, dass es schon von Anfang an zu einer Spaltung innerhalb der Bevölkerung gekommen sei. Es hätte sozusagen eine „offizielle“, „staatliche“ Sicht der Dinge gegeben, auf der anderen Seite all jene, welche darauf mit Misstrauen reagierten. Eine differenzierte Diskussion sei kaum mehr möglich gewesen, entweder hätte man sich zum einen Lager bekannt oder zum anderen, es sei zu einem eigentlichen Glaubenskrieg gekommen. Dabei hätten, wie mehrfach geäussert wurde, die Medien eine wichtige Rolle gespielt: Sie hätten kaum Positionen andersdenkender Fachpersonen zugelassen und häufig vor allem jenen Stimmen das Wort gegeben, welche gegen Andersdenkende aufhetzten, was die Spaltung zusätzlich verstärkt habe. Trotz alledem hätte die Schweiz, so betonte ein Gesprächsteilnehmer aus Frankreich, die Krise im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ human und massvoll bewältigt.
Ein Diskussionsteilnehmer erinnerte an die drei G: Geimpft, genesen oder gestorben. Er hätte ein viertes G vermisst: Gesund. Man hätte viel zu wenig darüber gesprochen, wie man das eigene Immunsystem besser stärken könnte, um auf diese Weise nicht nur vor einer Ansteckung durch das Coronavirus, sondern ganz allgemein gegen Krankheiten besser geschützt zu sein. Keiner und keine in der Runde, die sich nicht impfen liessen, bereute dies aus heutiger Sicht, sondern würde es wieder genau gleich machen.
Nicht zuletzt sei es in der Coronakrise auch um Geld gegangen. Einige, besonders die Pharmaindustrie, hätten massiv profitiert, andere hätten erheblich unter Einbussen gelitten. Solche Krisen lägen auch, wie ein Diskussionsteilnehmer meinte, im Interesse des kapitalistischen Wirtschaftssystems, denn der Kapitalismus brauche immer wieder neue „Nahrung“, wie man das auch bei jedem Krieg sehen könne: Bei der Zerstörung profitiere die Rüstungsindustrie, beim Wiederaufbau Bau-, Technologie- und Energieunternehmen.
Etwas vom Wichtigsten, was man aus der Coronakrise lernen könnte, so eine mehrfach geäusserte Meinung, sei die Bedeutung des Dialogs zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen. Gegenseitiges Ausgrenzen und Feindbilder seien schädlich für die Demokratie, welche ja gerade davon lebe, dass es in jeder Gesellschaft unterschiedlichste Denkweisen gibt, nicht nur zu diesem Thema. Wahrheit sei nicht etwas, was die eine oder die andere Gruppe für sich alleine in Anspruch nehmen könne, sondern nur etwas, dem man sich gemeinsam und mit Respekt gegenüber anderen Sichtweisen schrittweise annähern könne, indem man sich wieder gegenseitig die Hand reiche.